Nachruf Nawal El Saadawi

Die „Umm El-Frauenrechte“, die Mutter der Frauenrechte in Ägypten, die Schriftstellerin und Ärztin Nawal El Saadawi, ist am 21.März 2021 im Alter von 89 Jahren in Kairo verstorben. Die prominente Menschenrechtsaktivistin hat sich über Jahrzehnte als Verteidigerin der Frauen nicht nur im eigenen Land, sondern auch international einen Namen gemacht. In den 1990er Jahren ging Saadawi aufgrund massiver Anfeindungen für drei Jahre ins Exil in die USA. Sie wurde immer wieder bezichtigt, sie sei dem Islam abtrünnig geworden, und erhielt Morddrohungen.

Helmut A. Niederle: „Die 1931 in Kafr Tabla geborene Autorin Nawal El Saadawi wurde im Kindesalter beschnitten und kämpft seit Jahrzehnten gegen die Genitalverstümmelung an Mädchen und für die Rechte von Frauen. Sie hat Romane, Erzählungen und Sachbücher verfasst, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und ihr in ihrer Heimat immer wieder Haft und Todesdrohungen einbringen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich vor allem, mit dem Schicksal der Frauen in der arabischen Welt. Außerdem ist sie promovierte Medizinerin, Fachärztin für Psychiatrie und UN-Beraterin. 1981, noch unter der Präsidentschaft von Anwar al-Sadat, wurde sie wegen „Verbrechen gegen den Staat“ verhaftet und inhaftiert. Der Amtsantritt von Hosni Mubarak beendete ihren Gefängnisaufenthalt. 1982 gründete die Autorin die „Solidaritätsvereinigung arabischer Frauen“. 1993 zwangen sie Drohungen islamischer Fundamentalisten ins Exil, drei Jahre später kehrte sie nach Ägypten zurück. 2007 wollte ihr der fundamentalistische Rechtsanwalt Saad Sharif die ägyptische Staatsbürgerschaft entziehen lassen, im Mai 2008 stellte der Oberste Verwaltungsgerichtshof fest, dass Staatsbürger das Recht zu einer eigenen, abweichenden Meinung haben dürfen.“ In: Von der Freiheit des Schreibens. Anthologie verfolgter Autorinnen und Autoren. Löcker Verlag, Wien 2011.

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