Mohammed al-Ajami aus Haft entlassen!

Der Österreichische PEN Club vernimmt mit großer Erleichterung und Freude die wunderbare Nachricht, dass der Dichter Mohammed al-Ajami seit Anfang dieser Woche frei ist! Grund seiner Verhaftung war die Veröffentlichung seines Gedichts zur Jasminrevolution auf Youtube. Al-Ajami lobte darin den „Arabischen Frühling“ und kritisierte die diktatorischen Regierungen in der Arabischen Welt. Er ist honorary member des Österreichischen PEN Clubs. Bei den weltweiten Aktionen die für seine Freilassung stattgefunden haben, war auch der Österreichische PEN (Writers in Prison Komitee mit dem Vorsitzenden Mag. Wolfgang Martin Roth) beteiligt. Wir freuen uns sehr mit Mohammed al-Ajami und seiner Familie! (Wien, 17.März 2016)

Das Gedicht zur Jasminerevolution

Premierminister Mohamed al-Ghannouch:
Mäßen wir deine Stärke
reichte sie nicht
für eine Verfassung.
Keine Tränen vergossen wir für Ben Ali
auch keine für seine Regierung.
Es war nicht mehr als ein Nu
in der Zeiten Lauf für uns
historisch
und diktatorisch
ein System der Unterdrückung
eine Epoche der Willkür.
Tunesien verkündete den Aufstand des Volkes:
Gäben wir nur der Basis
die Schuld, litte sie schrecklich;
und lobten wir sie
täten wir dies von ganzem Herzen.
Eine Revolution wurde von der Menschen Blut entfacht:
Ihr Ruhm war abgenutzt
die Herrlichkeit jeder lebenden Seele.
So, erhebe dich, sag ihnen,
sag ihnen mit gedämpfter Stimme, einer Grabesstimme:
sag ihnen, stets geht Elend den Siegen voraus.
Das ist eine Warnung an ein Land, dessen Herrscher unverständig ist
dessen Herrscher meint, Stärke
käme von der amerikanischen Armee.
Eine Warnung an das Land
dessen Volk verhungert
während sich die Regierung ihres Wohlstands rühmt.
Eine Warnung an das Land, dessen Bürger schlafen:
einen Augenblick lang genießen sie ihre Rechte
im nächsten werden sie ihnen genommen.
Eine Warnung an das System der – ererbten – Unterdrückung.
Wie lange ward ihr alle Sklaven
der selbstsüchtigen Neigungen eines Mannes?
Wie lange wird sich das Volk
seiner eigenen Stärke nicht besinnen.
Während ein Despot Dekrete und Termine diktiert
ist der Wille der Menschen so gut wie vergessen?
Warum werden des Herrschers Befehle befolgt?
Sie werden zurückkehren, um ihn zu verfolgen
in einem Land, das bereit ist
sich vom Zwang zu befreien.
Lasst ihn wissen, er
der nur sich selbst verwöhnt und nichts tut
jedoch sein eigenes Volk reizt; lasst ihn wissen
morgen wird jemand anderer auf diesem Thron sitzen
jemand, der die Nation und nicht bloß sich selbst
und den Besitz seiner Kinder kennt.
Dieser gehört den Menschen zu ihrem Ruhm
und der Ruhm ist des Volkes.
Sie gaben ihre Antwort und ihre Stimme war eins,
und auch ihr Schicksal war eins.
Wir alle sind Tunesien
im Angesicht dieser Unterdrücker.
Die arabischen Regime und diejenigen, die sie lenken
sind alle, ausnahmslos
ohne eine einzige Ausnahme
eine Schande, Diebe.
Diese Frage, sie hält uns in der Nacht wach –
eine Antwort lässt sich nicht finden
auf einer der offiziellen Sendestationen …
Warum, warum nur importieren diese Regime
alles aus dem Westen –
alles, nur nicht die Rechtsstaatlichkeit, das heißt,
alles, nur nicht die Freiheit?

Aus dem Englischen übertragen von Helmuth A. Niederle