BRASILIEN: Internet-Journalist und Verleger erschossen

PEN

RAPID ACTION NETWORK

28. November 2012

RAN 76/12

Das Writers in Prison Committee (WiPC) des PEN International ist bestürzt über den Tod von Eduardo Carvalho, dem Herausgeber der Internet-Nachrichtenseite Última Hora. Er wurde am 21. November 2012 im Bundesstaat Mato Grosso do Sul erschossen. Carvalho kritisierte in seinen Artikeln oftmals die örtliche Polizei und Politiker. Berichten zufolge hatte er vor seiner Ermordung Drohungen erhalten. Das WiPC appelliert an die brasilianischen Behörden, eine umfassende Untersuchung über den Journalistenmord in die Wege zu leiten.

Adrián Silva Moreno

Eduardo Carvalho © P.E.N. International

Eduardo Carvalho (52), Herausgeber und Besitzer der Website Última Hora News, war mit seiner Frau auf dem Heimweg in Campo Grande, der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso do Sul, als ein Unerkannter auf einem Motorrad drei Schüsse auf ihn abgab und danach flüchtete.

Laut Última Hora News kritisierte Carvalho, ein pensionierter Offizier der Militärpolizei, in seinen Artikeln oft die örtliche Polizei und Politiker und prangerte die Korruption in der Region an. Er hat Berichten zufolge seit letztem Jahr im Zusammenhang mit seiner journalistischen Tätigkeit Drohungen erhalten und bereits einen Mordversuch überlebt. In seinem letzten Artikel, den er am Tag seiner Ermordung veröffentlichte, erhob er Vorwürfe gegen einen nicht namentlich genannten Beamten der Militärpolizei, wonach dieser seine Macht zur Einschüchterung ortsansässiger Bürger missbrauche.

Laut Berichten beabsichtigt die Polizei, ihre Untersuchungen auf die Frage zu konzentrieren, ob der Mord mit Carvalhos journalistischer Tätigkeit in Zusammenhang stehe. Laut Polizeiangaben waren gegen Caravalho bereits zahlreiche Gerichtsverfahren wegen Verleumdung in Zusammenhang mit seiner Berichterstattung anhängig.

Carvalho ist der vierte Printjournalist, der in diesem Jahr in Brasilien ermordet wurde. Seit 2010 sind es bereits zehn. Im April 2012 war der Journalist und Blogger Décio Sá in einer Bar erschossen worden, was die Polizei als Auftragsmord bezeichnete. Im Februar 2012 waren Paulo Roberto Cardoso Rodrigues und Mario Randolpho Marques Lopes bei jeweiligen Schussattentaten getötet worden.
PEN International hat kürzlich die Anthologie Write Against Impunity: Latin American Writers Commemorate their Fallen Colleagues, (Schreiben gegen die Straflosigkeit: Lateinamerikanische Autor/inn/en gedenken ihrer gefallenen Kolleg/inn/en) veröffentlicht. Es handelt sich dabei um einen literarischen Protest, der einerseits auf die eskalierende Gewalt gegen Journalist/inn/en, Schriftsteller/innen und Blogger/innen, insbesondere in Mexiko, Honduras und Brasilien, und andererseits auf die Straflosigkeit jener aufmerksam machen möchte, welche die Schreibenden zum Schweigen bringen wollen. Für nähere Informationen (in Englisch und Spanisch) klicken Sie bitte auf http://www.pen-international.org/write-against-impunity-2012-2/

Bitte senden Sie Appellschreiben zur umfassenden Untersuchung des Mordes an:
Justizminister:
Exmo. Ministro
Sr. José Eduardo Cardozo
Ministério da Justiça
Esplanada dos Ministérios, Bloco T, Edifício sede 70064-900 Brasília/DF Brasil
Fax: + 55 61 3322 6817/ 3224 3398
Eamil: faleconoscomj@mj.gov.br
Salutation: Dear Minister
Sonderbeauftragte für Menschenrechte
Secretaria Especial de Direitos Humanos
Exmo. Secretário Especial
Sra. Maria do Rosário Nunes
SCS Bloco B, Quadra 09, Lote C,
Ed. Parque da Cidade, Corporate,
Torre A, 10°Andar CEP: 70308-200
Brasília/DF, Brazil
Fax: + 55 61 2025 9414
Salutation: Dear Secretary

Bitte senden Sie Kopien Ihrer Schreiben auch an die brasilianische Botschaft Ihres Landes.
Für Österreich: Botschaft der Föderativen Republik Brasilien, S.E. Herrn Botschafter Evandro DE SAMPAIO DIDONET, Pestalozzigasse 4/2, 1010 Wien

***Bitte senden Sie Appellschreiben so bald wie möglich und setzten Sie sich mit PEN International in Verbindung, wenn Sie Ihr Schreiben nach dem 28. Jänner 2013 abschicken.***
Für nähere Informationen (in Englisch) kontaktieren Sie bitte Tamsin Mitchell vom Writers in Prison Committee in London. Tamsin.mitchell@pen-international.org

Übersetzung ins Deutsche: Jürgen Strasser

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